Werte sind wertlos, wenn sie lieblos sind

Donnerstag, der 08.03.18, wir stehen in der Kuglerstraße 11 in Berlin Prenzlauer Berg. Wer sind wir? Thomas Kentzler, sowohl Kunst- als auch Deutschlehrer am barnim- gymnasium in Bernau. Und ich, Japhet Schübeck, Schüler der 12. Klasse. In unseren Händen halten wir bis oben gefüllte Kartons. Gefüllt mit Lebensmitteln: Kassler-Lachs, Kartoffeln, Zwiebeln, Äpfel und alles weitere, was wir benötigen, um für 45 sozial benachteiligte Personen, die regelmäßig die Räume und Angebote der Heilsarmee in Anspruch nehmen, ein Essen zu kochen.
Aber warum machen wir das?
Am Anfang des 4. Semesters stellte uns Thomas Kentzler im Kunstkurs die Aufgabe, ein Projekt zu erarbeiten. Aussage und Botschaft des Projektes sollte das Stichwort „Wert“ beinhalten. Eine schwierige, jedoch lösbare Aufgabe, wenn man den Förderverein als Unterstützung im Rücken hat. Da wir bereits im November die Heilsarmee besuchten, um einen „Begünstigten“ für einen Teil der erlaufenen Gelder des alljährlichen Sponsorenlaufs zu finden, kamen mir die Menschen, die wir dort kennenlernten, wieder in den Sinn. In den Räumen der Heilsarmee wird drei mal täglich eine Mahlzeit für Bedürftige bereit gestellt, die sie für einen symbolischen Geldbetrag erwerben können. Um nun den künstlerischen Aspekt sowie den Bezug auf einen Wert zu erfüllen, kam mir in einer Projektbesprechung mit meinem Kunstlehrer die Idee, dass wir die Menschen bekochen könnten und sie uns mit Kunst bezahlen, anstatt des einen Euro für die Abendmahlzeit. So konnten wir die Mahlzeit wunderbar mit einer „Malzeit“ verbinden. Dieses Angebot wurde überzeugend in Anspruch genommen und das bereitgestellte Material kreativ genutzt.
Die Frage der Finanzierung des Projekts konnte schnell und unbürokratisch in Form eines Antrages an den Förderverein unserer Schule gelöst werden.

Nun waren alle Voraussetzungen für eine „wertvolle Tat“ gegeben.

Am 07.03 kauften wir also alle benötigten Zutaten ein und machten uns am darauffolgenden Tag auf den Weg nach Berlin.

Es ist so weit: Wir stehen dort vor den Türen der Heilsarmee und werden von Siegfried Fischer, Leiter der Einrichtung, herzlich und erwartungsvoll begrüßt. Positiv überrascht war er über die wertvollen Zutaten, die wir ins Haus brachten.

Die Heilsarmee wird hauptsächlich durch Spenden aus Supermärkten und Stiftungen unterstützt, und Fleisch ist ganz selten dabei.
Als wir dann in die Küche kamen, trafen wir die Köchin Petra, welche uns ebenfalls sehr liebevoll empfing. Auch sie war begeistert und ein Lächeln durchzog ihr Gesicht. In den 2 Stunden der Zubereitung half Petra uns und eine echte Teamarbeit war geboren. Sie zeigte uns, wo welche Küchen- und Kochutensilien zu finden sind, kam ins Erzählen, schälte dabei mit uns gemeinsam Kartoffeln und gab dabei so manche lustige Anekdote und Geschichte aus ihren vergangen Lebensjahren bei der Heilsarmee preis und so war das Essen im Nu zubereitet.

Durch diese Aktion bei der Heilsarmee und durch die vielen Menschen, die uns an diesem Abend bei der gemeinsamen Ma(h)lzeit den Alltag der Menschen sowie deren Schicksale näher brachten, konnten wir erfahren, welchen realistischen Wert diese Aktion hatte. Denn ein gutes Abendessen mit anderen am Tisch mag für uns etwas Selbstverständliches sein, jedoch trifft das leider nicht auf jeden Menschen zu…
So möchte ich mich noch einmal beim Förderverein bedanken, dass wir ein solch tolles Projekt durchführen und somit andere Menschen glücklich und satt machen und mit ihnen ins Gespräch kommen durften.

Zum Abschluss möchte ich mit folgendem Satz diesen wunderschönen Tag bei der Heilsarmee zusammenfassen und somit meine Gefühlswelt verdeutlichen:
Was eine Sache wert ist und was man dafür bekommt, sind zwei sehr verschiedene Dinge.